Völkischer Wahnsinn mit Methode

Woche für Woche spielt sich in Deutschland mittlerweile folgendes Bild ab. Irgendwo in einer mal mehr mal weniger großen Stadt, gehen Menschen auf die Straße um gegen eine „Islamisierung“ des Landes zu demonstrieren. Sie demonstrieren gegen Menschen die auf der Flucht vor Folter, Hunger, Krieg und dem Tod sind. Sie demonstrieren für das Altertümliche Familienbild von Mutter, Vater, Kind und gegen sexuelle Gleichberechtigung und verteufeln gleichzeitig den „Gendermainstream“ der unsere Jugend gegenüber dem Thema sexuelle Ausgrenzung sensibilisieren soll. Sie demonstrieren gegen eine angebliche Gesinnungsdiktatur und behaupten kein freies Recht auf Meinungsäußerungen zu besitzen, obwohl sie genau dieses Recht Woche für Woche erhalten und ausleben dürfen. Gleichzeitig führen sie „Feindeslisten“ über Menschen die ihre ewig gestrige Weltanschauung nicht teilen, schüren Hass und Hetze gegenüber anders denkenden und bagatellisieren Gewalttaten die von Rechtsextremistischen Tätern begangen werden.

Diese Menschen sind nach eigenem bekunden keine Rassisten, sondern deutsche Patrioten die ihr Land lieben und verhindern wollen das es in einer Gewaltspirale versinkt.
Gleichzeitig haben sie aber kein Problem damit sich mit Rechten Schlägern, Faschisten, Hooligans oder anderen Staatsfeindlichen Gruppierungen wie den Identitären oder der AFD zusammen zu tun und lauthals in deren Antisemitischen und Rassistischen Schreie einzustimmen.
Sie behaupten das „Christliche Abendland“ zu schützen und beschimpfen die Christliche Kirche wenn diese Stellung bezieht und zwar gegen die menschenverachtenden Ansichten dieser „Wutbürger“ .
In den Reihen dieser „Wutbürger“ finden sich Menschen die einfach nur mit dem derzeitigen Gesellschaftsbild in Deutschland unzufrieden sind, aber auch Neo Nazis, Rassisten, Euro Kritiker, EU Hasser, Chemtrail Fanatiker, Verschwörungstheoretiker jeglicher Fassion und Bewunderer Autoritärer Politiker wie Putin, Trump, Orban oder Salvini. Viele sind auch einfach nur dabei weil sie glauben das es gerade „cool“ ist gegen etwas sein zu müssen. Oder aber sie marschieren in der Hoffnung mit, das es zu Ausschreitungen kommt und sie mit der stattfindenden Gewalt ihr ansonsten scheinbar kümmerliches Leben aufwerten können.

Mann kann also mit Fug und Recht behaupten das diesen Menschen etwas fehlt. Ob dies nun ein soziales Gewissen ist, der notwendige Rückhalt in der Gesellschaft, Liebe, Freundschaft und Respekt oder einfach nur gesunder Menschenverstand, darüber kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Fakt ist, das diese Menschen unserer Gesellschaft Schaden zufügen. Nicht dadurch das sie Fragen stellen oder Dinge kritisieren, nein sie gefährden unsere Gesellschaft dadurch das sie Hass, Intoleranz und Faschistischem Denken die Türen öffnen. Sie scheinen oder wollen einfach nicht bemerken wie sich ewig gestriges, braunes Gedankengut auf diese weise leise und beinahe unscheinbar versucht in der angeblichen Mitte dieser Gesellschaft zu sammeln.
Kritiker werden bedroht, ein gemeinsames Feinbild entworfen und gefunden und am Ende marschiert die Masse indoktriniert im Gleichschritt einer verbalen und gedanklichen Diktatur die unsere Gesellschaft schon einmal beinahe in die vollständige Katastrophe geführt hat.
Morde werden begangen und Gewalt gegen jene Gruppen ausgeübt welche die kleinste Lobby in diesem Land haben. Ob nun Homosexuelle, Ausländer, Asylanten, Migranten oder aber anders denkende. Kein Feinbild ist zu platt als das es von diesen Menschen nicht benutzt wird um Stimmung zu machen und ihre Anhängerschaft anzutreiben. Immer neue Meldungen. Schlag auf Schlag. Keine Zeit zum nachdenken geben oder reflektieren, da ansonsten das „logische“ Gerüst von Hass, Wut und Angst zusammen brechen könnte. Das wirklich schlimme daran ist, das unsere Politik scheinbar nicht in der Lage zu sein scheint gegen diese Form von Indoktrination vernünftig zu argumentieren. Es wird mit dem Strom geschwommen um Wähler zu ködern, aber aber Debatten geführt in denen man diesen Wutmenschen das Gefühl gibt das deren Argumente „berechtigt“ seien und nun auch in die Hände genommen werden.

Dies ist aber kein klassisch deutsches Phänomen. Ob nun die Vereinigten Staaten, Frankreich, Russland oder sogar das sehr liberale Schweden. Überall scheint dieser ekelhafte Virus von Rechter Dogmatik, Rhetorik, Gewalt und Wut zu wuchern und seine Opfer zu fordern. Jeden Tag überschwemmen uns die Medien mit wahren Hiobsbotschaften über die Gewalt die auf unseren Straßen tobt. In Talkshows werden Rassisten der politischen Garde dieser Menschenfeinde hofiert und können dort ihren Hass medial verbreiten. Jeden Tag bekommen wir Nachrichten serviert in denen angeblich unsere „Christlichen“ Werte vom „Islam“ oder „Gender-Gutmenschen“ zerstört werden sollen und somit unsere Gesellschaft scheinbar ein stück weit untergraben werden soll. Es vergeht nicht ein Tag an dem man Muslimen nicht vorwirft.. „WO bleibt euer Aufschrei ? .. WO eure Distanzierung von den Greultaten des Islamischen Extremismus ?“ Oder aber Eltern die auf die Straße gehen um mit der Frage „WARUM soll unser Kind in der Schule über Homosexualität aufgeklärt werden ? WARUM ist es notwendig das Homophobie Inhalt des Lehrstoffes sein soll ?“
Da stellen sich doch gleichsam die Fragen “ WO war der Aufschrei dieser „Patriotischen“ Massen als Anders Breivik 77 Menschen (Frauen, Männer, aber vor allem Jugendliche und Kinder) im Namen einer Nationalistischen Pseudo Ethik abgeschlachtet hat ? WO ist der Aufschrei der aufrechten Gesellschaft wenn in Deutschland eine Gruppe Faschisten Menschen mit Migrationshintergrund deportieren möchte ? WO ist der Aufschrei wenn die Selbstmordrate unter Homosexuellen Jugendlichen und Kindern 4 MAL so hoch ist wie im Durchschnitt aufgrund der Intoleranz die ihnen in der Schule und ihrem Zuhause entgegen schlägt ? WO ist der Aufschrei wenn Jahr für Jahr jene Länder die größten Waffenlieferanten in Krisengebiete sind, in denen die Wutbürger am lautesten nach einem Asylstop gegen Kriegsflüchtlinge und Wirtschaftsflüchtlinge schreien ?“.

Aber auch Länder wie die USA, Brasilien, Österreich, Italien, Ungarn oder Russland haben ihre Probleme mit Rassistischen Tendenzen. Diese Probleme sind zu einem großen Teil selber gemacht. Mangelnde Schulbildung und wenig Soziale Gleichberechtigung führe dazu, das sich Menschen als Außenseiter der Gesellschaft fühlen und sich somit einen anderen Rückhalt suchen. Es entsteht genau das, was man den Muslimen immer vorwirft. Es entstehen Parallelgesellschaften in denen man sich austauscht, seinem Frust freien Lauf lassen kann und in denen gemeinschaftlich ein Sündenbock gesucht werden kann der daran Schuld ist, das es einem angeblich so schlecht geht. Da man kaum noch etwas zu verlieren hat, klammert man sich an eben jene Elemente die man nicht mehr verlieren kann. Religion oder aber den eigenen Nationalstolz, also paradoxerweise genau jene Elemente die man ganz zufällig durch Geburt und Elternhaus erhält. Im Endeffekt führen diese Gruppen aber einen Krieg gegen die Gesellschaft, von der sie meinen das sie nicht mehr dazu gehören. Es beginnt eine Spirale von verbaler Gewalt und Aggression, welche im schlimmsten Falle auch im töten unschuldiger Menschen enden kann. Alles im Namen eines Gottes, oder eines Nationalstolzes in einem Rassen/Völkerkrieg der nur in den Köpfen dieser Menschen stattfindet. Es geht ihnen nicht um Zukunft, sondern um die Tatsache das sie sich selber als Verlierer sehen und endlich auch mal Macht ausüben wollen also im Endeffekt darum, ein Weltbild zu etablieren das einfach strukturiert ist und in dem Glaube und Nationen wichtiger sind als Individualität, Kreativität und Akzeptanz.
Dabei wäre es wirklich toll wenn diese „Wutbürger“ eben FÜR etwas wichtiges auf die Straße gehen würde. Zum Beispiel FÜR Klimaschutz, FÜR soziale Gerechtigkeit, FÜR Chancengleichheit, FÜR Frieden, FÜR die Zukunft der folgenden Generationen, FÜR eine faire globale Marktordnung, FÜR den Schutz von ethnischen/religiösen/sexuellen Minderheiten.
Aber Hass ist leider keine konstruktive Kraft und kann nur zu einem Zweck eingesetzt werden und zwar um GEGEN etwas zu sein, weil man entweder ANGST davor hat oder voller NEID auf etwas blickt.

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